Logo

Vergabepilot.AI

Die KI für Ausschreibungen
Glossar

 > 

Wettbewerblicher Dialog

Wettbewerblicher Dialog – Ein Leitfaden zur Vergabemethode in Deutschland

Was ist der wettbewerbliche Dialog?

Der wettbewerbliche Dialog ist ein Vergabeverfahren im öffentlichen Beschaffungswesen, das insbesondere bei komplexen Projekten zur Anwendung kommt. Er ermöglicht es öffentlichen Auftraggebern, mit den Bietern in einen Dialog zu treten, um Lösungen für komplexe oder innovative Anforderungen zu entwickeln. Dabei ist der wettbewerbliche Dialog eine flexible Alternative zu standardisierten Ausschreibungsverfahren, die oft nicht ausreichend auf die speziellen Bedürfnisse umfangreicher oder technischer Projekte eingehen können.

Warum wird der wettbewerbliche Dialog eingesetzt?

Dieses Verfahren eignet sich besonders für Vorhaben, bei denen die Beschaffungsvorgaben oder Lösungsmöglichkeiten noch nicht präzise festgelegt sind. Ziel des wettbewerblichen Dialogs ist es, gemeinsam mit potenziellen Auftragnehmern maßgeschneiderte Lösungen zu erarbeiten. In den meisten Fällen wird der wettbewerbliche Dialog bei Bauprojekten, IT-Lösungen und anderen anspruchsvollen Projekten eingesetzt, bei denen spezifische Anforderungen bestehen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Bieter erforderlich ist.

Ablauf und Phasen des wettbewerblichen Dialogs

Der wettbewerbliche Dialog folgt einem klar strukturierten Ablauf, der in verschiedenen Phasen stattfindet:

  1. Bekanntmachung und Bewerbungsphase: Öffentliche Auftraggeber veröffentlichen eine Bekanntmachung und laden interessierte Unternehmen zur Teilnahme ein.
  2. Auswahl der Teilnehmer: Nach Sichtung der Bewerbungen werden geeignete Bewerber ausgewählt, die zum Dialog zugelassen werden.
  3. Dialogphase: In dieser Phase entwickeln Auftraggeber und Bieter gemeinsam geeignete Lösungsvorschläge. Der Auftraggeber kann mehrere Dialogrunden durchführen, um die Vorschläge weiterzuentwickeln und zu verfeinern.
  4. Abgabe der finalen Angebote und Zuschlagsentscheidung: Nach Abschluss des Dialogs werden die Bieter aufgefordert, ihre endgültigen Angebote abzugeben. Der Auftraggeber entscheidet dann auf Grundlage der festgelegten Zuschlagskriterien über die Vergabe des Auftrags.

Vorteile und Nachteile des wettbewerblichen Dialogs

Der wettbewerbliche Dialog bietet mehrere Vorteile, bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich:

Vorteile:

  • Flexibilität in der Lösungsentwicklung für komplexe Projekte
  • Möglichkeit zur Entwicklung innovativer Ansätze
  • Intensive Kommunikation zwischen Auftraggeber und Bieter, was zu einer präziseren Bedarfserfüllung führt

Nachteile:

  • Längere Dauer des Verfahrens im Vergleich zu traditionellen Ausschreibungen
  • Höhere Verfahrenskosten für beide Seiten
  • Erhöhte Anforderungen an die Verfahrensdokumentation

Rechtliche Rahmenbedingungen und Voraussetzungen

Der wettbewerbliche Dialog ist in Deutschland durch das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) und die Vergabeverordnung (VgV) geregelt. Diese gesetzlichen Bestimmungen setzen klare Richtlinien, die Auftraggeber einhalten müssen, um Transparenz und Gleichbehandlung im Verfahren zu gewährleisten. Zudem müssen Auftraggeber nachweisen, dass sie den wettbewerblichen Dialog rechtfertigen können, beispielsweise durch die Komplexität oder den innovativen Charakter des Projekts.

Beispiele für den wettbewerblichen Dialog in der Praxis

Typische Einsatzbereiche für den wettbewerblichen Dialog in Deutschland umfassen große Infrastrukturprojekte, die Digitalisierung öffentlicher Verwaltungssysteme und die Beschaffung von maßgeschneiderten Softwarelösungen für Behörden. Hier hilft der Dialog, Anforderungen zu spezifizieren und die beste Lösung unter Berücksichtigung der finanziellen und technischen Möglichkeiten der Bieter zu finden.